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PATRICK SEEGER / EPA / picturedesk.com
Von Mairead McGuiness, EU-Finanzkommissarin
Green Finance als Schlüssel der Transformation
EU-Finanz-Kommisarin Mairead McGuiness erklärt im exklusiven Gastkommentar für Börsianer Grün wie das Rahmenwerk für Sustainable Finance den grünen Wandel fördern soll. Ohne massive private Investitionen wird der Übergang zur Klimaneutralität nicht möglich sein.
Juni 2024
Die Irin (64) ist seit 2020 Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Finanz­­sta­bilität und Kapitalmarktunion in der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen. Die studierte Agrarökonomin war davor für die öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft Radio Telefís Eireann und ab 2004 als EU-Parlamentarierin tätig.

Das EU-Rahmenwerk für Sustain­able Finance zielt darauf ab, Kapitalflüsse in eine nachhaltigere Wirtschaft zu lenken und dem Finanzsektor zu helfen, mit den Risiken von Klimawandel und Umweltzerstörung umzugehen. Wir haben weitreichende Schritte gesetzt, um dieses Rahmenwerk zu schaffen, und damit einmal mehr bewiesen, dass es der EU mit ihren Nachhaltigkeitszielen ernst ist.

Drei Eckpunkte

Das EU-Rahmenwerk für Sustainable Finance besteht im Kern aus drei Teilen: erstens die EU-Taxonomie, ein wissenschaftlich fundiertes Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten. Sie bietet Anlegern ein gemeinsames Verständnis der Umweltauswirkungen ihrer Investitionen und ermöglicht es Unternehmen, sich an klaren Leistungszielen für den grünen Wandel zu orientieren.

Zweitens unsere Offenlegungsregeln. Sie bilden die Grundlage dafür, dass Anleger über die nötigen Informationen verfügen, um nachhaltige Investitionsentscheidungen zu treffen.

Drittens der EU Green Bond Standard und die EU-Klima-Benchmarks. Sie zielen darauf ab, Investitionsmöglichkeiten für jene Finanzmarktteilnehmer zu schaffen, die ihre Investitionen mit den Klima- und Umweltzielen der EU in Einklang bringen möchten.

Wir haben im Bereich Sustainable Finance große Fortschritte gemacht. Nun müssen wir sicherstellen, dass unser Rahmenwerk in der Praxis funktioniert, damit alle betroffenen Akteure es in vollem Umfang nutzen können.

Vielversprechende Daten

Die Zahlen aus dem ersten Jahr der Taxonomie-Offenlegungen von Nicht-Finanzunternehmen sind vielversprechend. Aktuelle Bloomberg-Daten zeigen, dass sich die Ausgaben der Unternehmen an der EU-Taxonomie ausrichten, wobei der Anteil der taxonomiekonformen Ausgaben im Durchschnitt zwischen zehn und 20 Prozent liegt. Die Unternehmen nutzen die EU-Taxonomie als Instrument für Transparenz, für ihre Geschäftsstrategie und für ihre Nachhaltigkeitsplanung.

Wir arbeiten auch daran, die Finanzierung des grünen Wandels zu erleichtern, um Unternehmen in unterschiedlichen Ausgangslagen dabei zu unterstützen, nachhaltiger zu werden. Dazu stellen wir Unternehmen auf freiwilliger Basis Leitlinien zur Verfügung, die zeigen, wie sie unsere Instrumente auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit bestmöglich nutzen können.

Der Klimawandel birgt ein gravierendes finanzielles Risiko, weshalb Unternehmen auch finanziell davon profitieren, wenn sie sich nachhaltiger und klimaresilienter aufstellen. Doch natürlich bringen die grüne Transformation und die Umsetzung des Sustainable-Finance-Rahmenwerks auch Herausforderungen mit sich. Daher konzentrieren wir uns nun darauf, die Anwendbarkeit unseres Rahmenwerks zu verbessern und Unternehmen mehr Orientierungshilfe zu geben. Wir arbeiten auch an Lösungen, um Klein- und Mittelbetrieben einen besseren Zugang zu Kapital für ihre grüne Transformation zu ermöglichen, ohne dass dabei ein zusätzlicher Regulierungs- oder Verwaltungsaufwand entsteht.

Während wir uns dem Ende unseres aktuellen Mandats nähern, bleibt die Europäische Kommission diesem wichtigen Thema verpflichtet und offen für die Fortsetzung eines konstruktiven Dialogs mit allen Stakeholdern.

Mairead McGuiness ist seit 2020 Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Finanz­­sta­bilität und Kapitalmarktunion in der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen.

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Die Börsianer Grün Redaktion

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